21. April 2021
Al-Wazir: „EVO investiert entschlossen“
Mehr als 100 Millionen Euro für sichere und nachhaltige Energieversorgung in Stadt und Kreis Offenbach / Ausbau des Hochspannungsnetzes
OFFENBACH, 21. April 2021. Gemeinsam mit dem hessischen Wirtschafts- und Energieminister Tarek Al-Wazir hat die Energieversorgung Offenbach AG (EVO) das Ausbaukonzept für das Stromnetz in Stadt und Kreis Offenbach in einem öffentlichen Live-Stream vorgestellt. Innerhalb der nächsten Dekade soll das Hochspannungsnetz der boomenden Region für mehr als 100 Millionen Euro modernisiert und die Kapazität mindestens verdoppelt werden. Dafür müssen Umspannwerke ausgebaut und Stromtrassen verstärkt werden. Al-Wazir sagte vor mehreren hundert Zuhörern: „Ich freue mich, dass die EVO entschlossen investiert und ihren Beitrag zu einer sicheren und nachhaltigen Versorgung dieser wirtschaftsstarken Region leistet.“
Das gesamte Rhein-Main-Gebiet sei eine der wirtschaftlich dynamischsten Regionen Europas und solle es bleiben. Eine leistungsfähige Stromversorgung ist nach Worten des Ministers dafür unverzichtbar. Die Umstellung auf erneuerbare Quellen, der wachsende Bedarf der Elektromobilität, die Digitalisierung des Alltags und der Arbeitswelt – all das lasse sich mit den bisherigen Strukturen nicht mehr bewältigen, sagte Al-Wazir weiter.
Nach Worten des EVO-Technikvorstands Günther Weiß muss das Stromnetz wegen der steigenden Nachfrage nach Energie zügig ausgebaut werden. „Erfreulicherweise wächst unsere Region seit Jahren nennenswert“, sagte der Vorstand – allein in den vergangenen fünf Jahren seien mehr als 30.000 Einwohner in Stadt und Kreis Offenbach hinzugekommen. „Entsprechend steigt auch der Strombedarf: Überall entstehen Neubaugebiete – und alle Neubürger benötigen Energie, am besten natürlich sauberen Ökostrom“, sagte Weiß weiter.
Den Ausbau des Hochspannungsnetzes bezeichnete Weiß als größtes Projekt der EVO in den kommenden Jahren. Dieses Netz sei das „Rückgrat der Stromversorgung“ in der Region; darüber würden nahezu 500.000 Menschen sowie Industrie und Gewerbe mit Energie versorgt. Jede Kommune in Stadt und Kreis Offenbach sei sicher und zuverlässig über zumindest zwei Leitungen an dieses Netz angebunden. Dem Technikvorstand zufolge sind erste Leistungserhöhungen bereits in rund zwei Jahren zu erwarten.
Aktuell würden die notwendigen Voraussetzungen mit dem vorgelagerten Netzbetreiber geschaffen. Dieser stellt der EVO die Mehrleistung an Strom für Bürger und Kommunen an zwei Übergabepunkten zur Verfügung – und zwar in Dettingen und in Urberach. Insgesamt seien in Stadt und Kreis Offenbach fünf große Bauprojekte vorgesehen; an den Trassen seien Arbeiten auf einer Länge von rund 120 Kilometern geplant. „In einem Fall müssen wir von Dettingen eine Stromleitung unter dem Main nach Seligenstadt verlegen“, berichtete Weiß weiter. Er wertete das Gesamtprojekt als „technisch komplex und herausfordernd“. Bereits bis Ende nächsten Jahres rechne er mit Investitionen von rund 35 Millionen Euro. Über alle Ausbaustufen hinweg sei von einem Investitionsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro auszugehen. Mit den ersten Vorarbeiten beginnt die EVO ihm zufolge in diesem Frühjahr, mit dem eigentlichen Baubeginn rechnet er in diesem Herbst.
Ökonomie und Ökologie sind nach Einschätzung des EVO-Technikvorstands beim Ausbau des Hochspannungsnetzes kein Gegensatz. „Ohne den Ausbau wird es keine weitere Integration der E-Mobilität geben“, hob Weiß hervor. Ein modernes Netz sei nicht zuletzt für die Einspeisung von Energie der vielen dezentralen Photovoltaik-Anlagen ins allgemeine Netz unabdingbar. Die Eingriffe in die Natur werden ihm zufolge so gering wie möglich ausfallen. „Ein Teil der bereits vorhandenen Freileitungen muss verstärkt werden; das geschieht entlang vorhandener Trassen. Andere Leitungen verlegen wir unterirdisch“, hob Weiß hervor. In sensiblen Arealen werde das sogenannte Bohrspülverfahren zum Einsatz kommen, wobei die Leitungen sogar mehrere Meter tief im Erdboden verliefen. Um die Belastungen weiter zu reduzieren, werde ein Fachinstitut sämtliche Arbeiten aus ökologischer Sicht begleiten und die EVO entsprechend beraten.
Der Landrat des Kreises Offenbach, Oliver Quilling, machte während des Live-Streams deutlich, dass der Ausbau des Hochspannungsnetzes für den Kreis sehr wichtig sei. „Immer mehr Menschen leben in der Region. Die Unternehmen bauen am Standort Kreis Offenbach aus. Die Zahl der Hybrid- und Elektrofahrzeuge hat sich innerhalb von 15 Monaten nahezu verdoppelt. Für alle dies muss die Infrastruktur geschaffen werden.“
Wie der Offenbacher Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke ausführte, wächst der Stromverbrauch in Deutschland und auch in Offenbach permanent. Immer mehr Geräte im privaten Haushalt arbeiteten zwar energieeffizient, aber es würden eben immer mehr Geräte, die mit Strom liefen, die intelligent seien und auf digitaler Basis funktionierten. Auch die Unternehmen setzen heute mehr und mehr auf digitale Lösungen. „Eines meiner wichtigsten Ziele als Oberbürgermeister ist es, neue Unternehmen für Offenbach zu gewinnen, um Arbeitsplätze zu schaffen und die finanzielle Situation der Stadt zu verbessern“ urteilte Dr. Schwenke und hob hervor: „Für diese Unternehmen benötigen wir exzellente Internetanschlüsse und eine sichere Stromversorgung. Deshalb brauchen wir einen starken Energieversorger vor Ort, der sich mit seinem Standort identifiziert und bereit ist immer wieder zu investieren, um die Versorgungssicherheit bei steigendem Bedarf zu gewährleisten. Unsere EVO ist für diese Herausforderung der richtige Partner.“
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Offenbach am Main begrüßt das gemeinsame Engagement aller Partner, so IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Weinbrenner. „Unsere Region wächst – in Wirtschaft und Bevölkerung. Hier muss die Infrastruktur mitwachsen. Der Netzausbau ist die notwendige Voraussetzung dafür, dass eine leistungsfähige und stabile Stromversorgung die Anforderungen der Zukunft erfüllen kann“, führte Weinbrenner aus. Zu den relevanten Faktoren gehörten das Beschäftigungswachstum und die Energiewende in Verbindung mit der Digitalisierung. Eine steigende Energieeffizienz sei bei gleichzeitig wachsendem Energiebedarf nur mit Hilfe der Digitalisierung zu erreichen. Weinbrenner zufolge werden weitere Boombranchen wie der Betrieb von Rechenzentren, neue Geschäftsmodelle und Kommunikationstechnologien sowie smarte Lösungen mehr Energie benötigen. Weinbrenner abschließend: „Die EVO legt mit dem Ausbaustart heute einen wichtigen Grundstein für sichere, nachhaltige und bezahlbare Energie der Zukunft, damit unsere Region weiter wachsen kann.“
Der Vorstandsvorsitzende der EVO, Dr. Christoph Meier, warb zum Abschluss der Veranstaltung um Unterstützung des Großprojekts, von dem alle Menschen in der Region profitierten. Dies gelte auch in finanzieller Hinsicht: Denn zur Finanzierung des ambitionierten Vorhabens werde die EVO gemeinsam mit den Sparkassen Offenbach und Langen-Seligenstadt in Kürze einen Sparbrief namens „Pro Futura“ anbieten. Jede Bürgerin und jeder Bürger in Stadt und Kreis Offenbach hat nach Worten des EVO-Vorstandsvorsitzenden die Möglichkeit, mit dieser Geldanlage einen aktiven Beitrag zur Zukunftssicherung der Region zu leisten und sich attraktive Zinsen zu sichern. Nähere Informationen zu dem Angebot würden von den Partnern auf den jeweiligen Homepages Anfang Mai veröffentlicht.